Kuchen-Heckengeflüster mit Japanischen Weinbeeren

Wir leben in Zeiten, in denen nicht mehr alles selbstverständlich ist. Mal gibt es kein Mehl zu kaufen, mal kein Öl. Außerdem ist alles teuer geworden. Und solange es so heiß und trocken ist wie derzeit, leugnet auch keiner die Klimaänderung. Wir leben in Krisen, deren Zustandekommen wir uns nicht vorstellen konnten. Trotzdem sind sie eingetroffen. Wir sind unvorbereitet und reagieren teilweise echt panisch – vor allem Journalisten in allen Medien … Man kann sich dem nicht so richtig entziehen – genauso wenig wie den Ratschlägen für die ideale Ernährung und Lebensform, um mindestens 100 Jahre alt zu werden. (Natürlich nicht im Altersheim ohne Pflegekräfte, sondern fit und gesund im eigenen Zuhause oder auf erlebnisreichen Reisen, mit ausreichend finanziell garantierten Renten-Mitteln.)

Wieder mal ein untypischer (und zynischer) Einstieg für ein Kuchenrezept. Und doch, ich denke, es sind die kleinen und sehr kleinen Dinge, über die wir durchaus Einfluss auf das Gesamtgeschehen nehmen können. Hecken zum Beispiel. An der Grenze zu unserem Grundstück findet sich zum Beispiel eine Ligusterhecke. Sie tut ihren Zweck, sorgt für „Privatsphäre“, zu mindest mehr oder weniger, denn sie wird etwas lieblos gepflegt und wird licht und lichter. An einer dieser lichten Stellen ist eine Brombeer-Ranke gewachsen. Ein Ableger der Dornlosen auf meiner Gartenseite. Ich haben dem Nachbarn vorgeschlagen, dies als Geschenk der Natur anzunehmen und für nächstes Jahr zu „abonnieren“. So richtig überzeugt war er nicht, und dass die „Dinger“ grundsätzlich 2-jährig sind, war ihm auch nicht geläufig. Aber sie wächst noch, hat mittlerweile gut 2m an Länge erreicht, ich bin gespannt, wie lange noch …

Im Nachbarort habe ich ein wunderbares Beispiel für eine Beerenhecke gefunden. Mitten im Ort, geschätzt mehr als 5m lang und bewachsen mit den Ranken von Schwarzen Himbeeren. Ein starkes Gewächs, die Hecke am einfachen Maschendrahtzaun ist dicht und sattgrün. Und wer die Beeren einmal probiert hat, der weiß, was für ein Schatz da gepflanzt ist. Das gilt auch für die Japanischen Weinbeeren, mit denen ich im folgenden Kuchen backe. Für viele meiner Bekannten sind diese sogar die Lieblingsbeeren: säuerlich, aber nicht so sauer wie Johannisbeeren. Mit einem eigenen Aroma, aber nicht so dominant wie das von Brombeeren oder Himbeeren. Kleine Kerne, die beim Essen aber nicht stören … Und die Ranken: so dicht, dass sie einen idealen Sichtschutz bieten. Und die Pflege? Nach der Ernte schneidet man die abgetragenen Ranken bodennah ab und bindet die neuen anstelle der alten auf. Ein einfacher Drahtzaun ist ideal dafür.

Das sind nur zwei Beispiele. Man muss nicht einmal Dornen in Kauf nehmen. Mittlerweile gibt es dornenlose Brombeersorten, oder man kann Äpfel, Birnen, Pflaumen am Spalier ziehen. Generationen von Gärtner haben gezeigt wie einfach das geht. Das Ergebnis ist „echt bio“ und vor allem köstlich. Und sollte zuviel davon da sein – nicht jeder hat einen Garten, freut sich aber an frischem Obst. Und Vögel gibt es ja auch noch…

Also, warum dominieren in „unseren“ Gärten sinnlose Ziergewächse, werden nicht ersetzt durch Obstgehölze, die die gleiche Funktion haben, genauso in Form gehalten werden können, zu ihrer Zeit wunderbar blühen und ggf. dann Frucht bringen? Sie brauchen insgesamt wenig Pflege, im Gegensatz zu den tomatigen und zucchinigen Topfgeschöpfen, die gefühlt jeder (ich auch) Jahr für Jahr mit viel Dünger und Wasser zu mehr oder weniger Ernteerfolg hochpäppelt.

Es ist alles eine Sache des Standpunkts, der Ansicht – ob ich Rosen liebe oder Rosen UND Gemüse, das unter Rosen wächst, ob ich gemähten Rasen sehen will, den ich garantiert nur zum Mähen betrete, oder eine kleine Blumenwiese schön finde, ob ich etwas Wildheit im Garten akzeptiere und dafür jedes gutgemeinte „Insektenhotel“ einsparen kann. Vielleicht braucht es Zeiten wie unsere, um neue Richtungen in Denkweisen anzustoßen …

Jetzt aber zum Kuchen:

Japanische Weinbeeren sind richtig gut geeignet zum Frischverzehr und zum Kuchenbacken. Man kann sie problemlos einige Tage im Kühlschrank aufbewahren, sie sind super zum Einfrieren. Sie sind keine „Massenträger“ wie Himbeeren und Brombeeren, aber ideal um die Beerensaison zwischen Sommerhimbeeren und den ersten Brombeeren zu überbrücken. Alles nur Superlative.

Im folgenden jetzt zwei Kuchenrezepte, die ich ideal für diese Beeren finde:

Einfacher Streuselkuchen mit Beeren

für eine 22-24 er Form aus:

  • Mürbeteig Boden: 150g Mehl, 80g Butter, 50g Zucker, 1 kleines Ei, 1 Pr. Salz
  • dazu noch 1 geh. EL beliebige Konfitüre zum Bestreichen des Mürbteigbodens
  • ca. 50-100g gehobelte oder gestiftelte (blanchierte) Mandeln, – hälftig zum Bestreuen des Bodens und über die Streusel
  • ca. 400g Beeren – hier: Japanische Weinbeeren, – auf dem Boden verteilen
  • Streusel: 150g Mehl, 80g Butter, 80g Zucker, etwas Vanille und / oder Piment, – über die Beeren verstreuseln

Gestreuselte Bakewell-Tarte mit Beeren

für eine 22-24 er Form aus:

  • Mürbeteig Boden: 150g Mehl, 80g Butter, 50g Zucker, 1 kleines Ei, 1 Pr. Salz
  • 1 geh. EL beliebige Konfitüre zum Betreichen des Mürbteigbodens
  • ca. 400g Beeren – hier: Japanische Weinbeeren, auf dem Boden verteilen
  • Frangipane-Belag: 100g Butter, 100g (brauner) Zucker, 3 Eier, 150g gemahlene Nüsse oder Mandeln (im Bild: Cashews und Pecan-Nüsse gemischt) – über die Beeren streichen
  • Streusel: 80g Mehl, 40g Butter, 40g Zucker, etwas Vanille und / oder Piment – auf dem Belag verstreuseln.

Gebacken werden die Kuchen ca. 45-50 Minuten bei 170-180°C, Ideal ist „intensiv“, ansonsten auch Umluft oder Ober-/Unterhitze.

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